Jetzt sind sie in der abendlichen Dämmerung wieder zu beobachten, jedenfalls an den
etwas wärmeren Frühlingsabenden. Auf der Suche nach Insektennahrung fliegen sie im
rasanten Zickzackflug in unseren Hausgärten um Bäume, Sträucher oder Hausecken, oder
auch in gradlinigem Flug entlang von Baumreihen oder Waldrändern. Erstere wird am
ehesten unsere häufigste Art sein, die Zwergfledermaus. Die andere könnte die deutlich
größere Breitflügelfledermaus sein. Genauso wie alle heimischen 19 Fledermausarten
haben sie die letzten vier bis sechs Monate im Winterquartier verbracht. Abgesehen von
kurzen Unterbrechungen in echtem Winterschlaf. Einem extremen Sparmodus, um die
nahrungslose Zeit mit minimalem Energieverbrauch zu überdauern. Die Körpertemperatur
abgesenkt auf Umgebungstemperatur, den Herzschlag reduziert auf 15 bis 20 Schläge pro
Minute, die Atmung auf etwa 5 Atemzüge. Die meisten Arten benötigen hierfür ideale
Bedingungen. Unterirdische Räume, frostfrei bei 4 bis 8°C, luftfeucht, dunkel und
ungestört. Nur wenige robuste Arten wie die Zwergfledermäuse begnügen sich auch mit
frostfreien Spalten und Fugen an Felswänden oder auch an unseren Häusern.
Die für die anspruchsvollen Arten gut geeigneten Winterquartiere sind im Vogelsberg sehr
rar. Dies zuerst geologisch bedingt, da es im massiven Basaltgestein keine natürlichen
Höhlen gibt. Aber auch die von Menschenhand geschaffenen unterirdischen Quartiere
werden immer seltener. Die zum Beispiel in vielen alten Häusern üblichen Keller, oft aus
Bruchsteinen gemauert und teils mit spaltenreichen Gewölbedecken, werden zunehmend
umgenutzt, ausgebaut oder ganz verschlossen.
Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, baut die NABU - Arbeitsgemeinschaft
Fledermausschutz Vogelsberg (AGF-VB) seit mehreren Jahren ehemalige, ungenutzte
Wasserhochbehälter fledermausgerecht um. Diese Behälter werden von den Städten und
Gemeinden zur Verfügung gestellt, und der Umbau wird von der Unteren
Naturschutzbehörde finanziell gefördert. Von den etwa 60 bekannten und regelmäßig
kontrollierten Winterquartieren im Vogelsbergkreis sind dies mittlerweile 21 Objekte, und
jedes Jahr kommen weitere hinzu.
Sehr erfreut zeigte sich Thomas Steinke von der AGF-VB kürzlich über eine großzügige
Spende der Firma Krause aus Alsfeld, die nach der Möglichkeit der Unterstützung der
Naturschutzarbeit des NABU suchte. Nicht weniger als 15 stabile Aluleitern erleichtern
zukünftig die zeitintensiven Kontrollarbeiten enorm, da diese Leitern jetzt in den Behältern
verbleiben können und der aufwändige Transport von Objekt zu Objekt entfällt.
Die Zahl der in den Winterquartieren nachgewiesenen Fledermäuse stagniert seit einigen
Jahren bei etwa 140 Tieren. Zu über 80 % sind es Braune Langohren, eine Art, welche im
Sommer sehr unauffällig und meist unbemerkt in unseren Dörfern und im Wald lebt.
Darüber hinaus finden sich wenige Mausohren, Fransen-, Bart-, Wasserfledermäuse und
Graue Langohren.
Für alle Arten aber ist es jetzt im Frühjahr gleich wichtig, genügend Insektennahrung zu
finden, die verbrauchten Fettvorräte zu ergänzen und ausreichend Energie für die aktive
Jahreshälfte zu haben. Dies aber wird immer schwieriger für die Tiere wegen des
dramatischen Insektenrückgangs um bis zu 85%. Und wenn dann jetzt im Frühjahr noch
lange Kältephasen dazu kommen, reichen bei einigen Fledermäusen die Fettreserven nicht
mehr aus und sie verhungern. Das letztjährige Frühjahr war ein solch Ungünstiges für die
Fledermäuse mit Auswirkungen bis in die Reproduktionszeit im Sommer. Sehr späte
Geburten und viele tote Jungtiere waren die Folge.
Wer diese kritische Zeit übersteht, wechselt jetzt in die Sommerquartiere. Die Weibchen
versammeln sich in den Wochenstubenquartieren, wo sie Anfang Juni ihre Jungen
bekommen und gemeinsam aufziehen. Dies ist die Zeit der körperlichen Höchstleistungen.
Jede Nacht müssen die Tiere jetzt mehr als die Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes an
Nahrung erbeuten, um genügend Energie für Trächtigkeit und Säugen der Jungen zu
haben. Bei kleinen Arten wie der Zwergfledermaus sind dies auch kleine Insekten wie
Stechmücken und Motten. Dabei kommen dann Zahlen von etwa 3000 Beutetieren für
jede einzelne Fledermaus zustande, und dies jede Nacht.
Während das Herz im Ruhezustand etwa 400-mal in der Minute schlägt, sind es im Flug bis
zu 1000 Schläge. Und auch die akustischen Leistungen sind erstaunlich. Maximal 200 der
Ultraschallrufe können jede Sekunde erzeugt werden, um die Orientierung und den
Beutefang in dunkler Nacht zu ermöglichen.
Wer als Mensch von den Höchstleistungen dieser faszinierenden Tiere profitieren will,
sollte sich über Fledermäuse als Mitbewohner am Haus freuen, rät Thomas Steinke.
Zugängliche Dachböden, Fassadenverkleidungen jeglicher Art mit Zugangsritzen, aber auch
mal ein Rollladenkasten können den Tieren Quartier bieten. Genauso wichtig sind
insektenfreundliche Gärten mit reichlich blühenden Pflanzen von Frühjahr bis zum Herbst.
Gerne berät die AGF-VB Hausbesitzer oder Mieter bei der Einrichtung neuer
Fledermausquartiere, egal ob für Sommer oder Winter.
Kontakt: Thomas Steinke, thomassteinke@gmx.de, 0176 76700460.
Die bisherige Höchstzahl überwinternder Fledermäuse erbrachte der Winter 2020/21 mit 142 Tieren in 7 Arten. Mit 81 % sind Braune Langohren die meist nachgewiesene Fledermausart. Einen besonderen Arbeitsschwerpunkt bildet die Schaffung neuer Winterquartiere. Hierfür bieten sich in erster Linie stillgelegte Wasserhochbehälter an, von denen wir bisher 11 fledermausgerecht umgebaut konnten.
Dieser schöne Erfolg ist nur möglich durch die gute Zusammenarbeit mit der UNB, welche die Baukosten finanziert. Derzeit sind vier weitere Wasserhochbehälter in der Umbauphase, und für nächstes Jahr werden wir weitere 8 in Angriff nehmen.
Winterquartiere Dieser zweite essenzielle Quartiertyp ist unverzichtbar für die Überbrückung der nahrungslosen Winterzeit. Hier kennen wir etwa 70 Objekte, von denen wir die 56 kontrollierbaren möglichst jeden Winter bezüglich Besatzzahlen und Zustand überwachen. Die Spanne der Objekte reicht von Spalten in Brückenbauwerken, Spalten an Wohnhäusern bis hin zu kleineren Bunkern, Gewölbekellern und ehemaligen Wasserhochbehältern .
Gewölbekeller in Alsfeld
Hintergrund:
Hessen hat in der Erforschung unserer heimischen Fledermausfauna eine lange Tradition. So hat z.B. zu Lebzeiten Goethes der Naturforscher H. Kuhl für nicht weniger als 5 der 19 heute in Hessen vorkommenden Arten die wissenschaftliche Erstbeschreibung und Namensgebung geliefert (1818/19). Zur damaligen Zeit waren viele Fledermausarten gemeine, das heißt häufig vorkommende Tiere, und die untersuchten Tiere wurden nicht selten mit der Flinte vom Abendhimmel geschossen. Seit dieser Zeit haben sich nur wenige Naturforscher und Biologen im hessischen Raum mit unserer einzigen aktiv flugfähigen Säugetierart beschäftigt.
Erst der erschreckend massive Bestandeseinbruch der allermeisten Fledermausarten in Folge des Wirtschaftswunders nach dem 2. Weltkrieg, verbunden mit massiven Änderungen in der Landbewirtschaftung und einem ungezügelten Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln (z.B. DDT), hat das Interesse an den kleinen Nachtjägern wieder verstärkt. So wurde seit den frühen 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Forschung an unserer heimischen Fledermausfauna erfreulich verstärkt. Begünstigt nicht zuletzt durch die rasante Entwicklung der Technik, welche z.B. mit leistungsfähigen und finanziell erschwinglichen Detektoren die Erfassung der Fledermausfauna erheblich vereinfacht hat. Die lange Zeit als Einzelkämpfer in verschiedenen Naturschutzverbänden aktiven Fledermausschützer in Hessen, haben sich schließlich 1985 in der „Arbeitsgemeinschaft für Fledermausschutz in Hessen" (AGFH) unter dem Dach der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) zusammengeschlossen.
Seit 2004 ist die AGFH offiziell beim Naturschutzbund Hessen e.V. (NABU) angesiedelt, und im Frühjahr diesen Jahres wurde an der Landesgeschäftsstelle in Wetzlar mit personeller Unterstützung des Landes Hessen ein Fledermaustelefon eingerichtet.
Regional sind die Fledermausschützer allerdings recht ungleichmäßig vertreten. Einen sehr guten Erfassungsgrad der Fledermausvorkommen zeigt z.B. das Lahn-Dill-Bergland mit seiner langen Bergbautradition, welche für die Fledermäuse äußerst zahlreiche Winterquartiere in Form vielfältiger Gruben und Stollen geschaffen hat. Im Gegensatz hierzu war der Vogelsberg bislang im 'fledermauskundlichen Sinne' ein 'Niemandsland.
So stellt sich der Vogelsbergkreis in dem 1994 erschienenen Buch „Die Fledermäuse Hessens" (ISBN 3-927981-35-4) auf den Verbreitungskarten der meisten hessischen Fledermausarten lediglich als weißer Fleck dar. Auch wenn seither der eine oder andere Nachweis für den Vogelsbergkreis erfolgt ist und sicherlich vereinzelt von Naturschutzvereinen und Einzelpersonen Fledermausschutz betrieben wurde und wird, fehlte doch bisher eine zentrale Stelle für den Fledermausschutz in unserem Heimatkreis.
Aufbruch:
Um diese Lücke zu schließen, wurde im Frühjahr 2006 auf der Ebene des NABU-Kreisverbandes Vogelsberg die „Arbeitsgemeinschaft für Fledermausschutz" (AGF-VB) gegründet. Den Vorsitz und gleichzeitig die Funktion als Nabu - Kreisbeauftragter für Fledermausschutz hat Thomas Steinke aus Storndorf übernommen. Zu den Beweggründen für sein Engagement sagt er: "Als Förster schon berufsbedingt naturinteressiert, war das Schlüsselerlebnis für das besondere Interesse an den Fledermäusen eine forstinterne Fortbildung in Gießen 1995, durchgeführt vom Arbeitskreis Wildbiologie an der Universität Gießen. Die sehr gelungene Veranstaltung mit vielen praktischen Elementen und die ansteckende Begeisterung der Referenten, besonders von Markus Dietz, hat mich sofort infiziert. Seit dieser Zeit beschäftige ich mich intensiv mit den Fledermäusen."
Ziele:
Bei der Gründung unserer AG im Jahre 2006 gab es gut 20 Interessenten an einer Mitarbeit. Im Laufe der Zeit war die Zahl der tatsächlich Mitwirkenden recht unterschiedlich. Der „harte Kern“ besteht aus maximal 5 Daueraktiven. Bei besonderen Aktionen, z.B. unserer jährlichen Beteiligung am „Johannimarkt“ in Herbstein-Stockhausen, oder Arbeitseinsätzen beim Umbau von stillgelegten Wasserhochbehältern in Fledermauswinterquartiere, sind es auch mal bis zu 15 Helfer.
Einen Raum für Flattersport und Fledermauskultur plant die Lauterbacher Musikschule in ihrem geräumigen Dachgeschoss. In Zusammenarbeit mit dem NABU Kreisverband Vogelsbergkreis werden heimische Fledermausarten wie Zwerge, Langohren und Abendsegler, die aus verschiedenen Gründen vorübergehend in Pflege waren, hier die Möglichkeit finden, sich für die Auswilderung fit zu machen und in geschützter Umgebung ihre Flugkünste zu trainieren.
Zum Ausbau des Raumes fehlen noch 3000 Euro an Materialkosten plus die Kosten für den Arbeitseinsatz, weshalb Fledermäuse und ihre Freunde sich über eine Spende freuen würden (Spendenquittungen werden ausgestellt ).
Die gute Tat zu Weihnachten!
Spendenkonto: NABU KV Vogelsbergkreis, IBAN: DE41513900000096234201, Verwendungszweck: "Flugraum"
Zu Anfang haben wir mit Presseberichten auf unsere Arbeit aufmerksam gemacht. Für zusätzliche Verbreitung unserer Kontaktdaten sorgten erste Vorträge, Fledermausabende und Ferienspielaktionen. Im Laufe der Zeit meldeten sich immer mehr Menschen, um Auskunft zu den verschiedensten Fledermausfragen zu erhalten, Fundtiere oder Quartiere zu melden. Mittlerweile ist unser Bekanntheitsgrad, besonders auch seit der Übernahme der Fledermauspflege durch Kathrin Jacob, und durch die hinzugekommene Nutzung sozialer Plattformen wie Facebook, zufriedenstellend. Herausforderndste Periode im Jungtierfund Zwergfledermaus Jahresverlauf ist hier die Wochenstubenzeit ab Mitte Juni und die nachfolgenden etwa sechs Wochen. Hier erreichen uns oft mehrere „Hilferufe“ täglich, wenn Jungtiere aus dem Quartier fallen , oder die ersten Ausflüge misslingen.
Eine spannende Aufgabe ist es dann immer, möglichst das Wochenstubenquartier zu finden. Denn besser als jede Pflege ist die sofortige Rückführung der Findlinge in ihr Herkunftsquartier. Manchmal sind die Bewohner dieser Häuser dann völlig überrascht über die ihnen bis dahin unbekannten Mitbewohner. Und besonders erfreulich für uns ist es, wenn die Menschen sich dann auch noch für eine „Auszeichnung Fledermausfreundliches Haus“ interessieren. Mitunter gibt es gelegentliche Fledermausfindlinge sogar im Winter, besonders bei starken Temperaturwechseln und den damit verbundenen Quartierwechseln, meist von
Winterquartier Zwergfledermäuse hinter Fensterrahmen Zwergfledermäusen. Im Jahresverlauf sind es bis zu 60 Fledermäuse, die in der offiziell anerkannten Pflegestation von Kathrin Jacob aufgenommen, bei Bedarf tierärztlich versorgt, aufgepäppelt und möglichst bald wieder ausgewildert werden. In der Summe dürften uns etwa 250 bis 300 Anfragen im Jahr erreichen.
Diese Aktivitäten umfassen zum Beispiel:
Fledermausabende für Erwachsene (Obst- und Gartenbauvereine, Naturschutzgruppen, Volkshochschule etc.) mit PowerPoint-Vorträgen und Ausstellungsmaterialien, meist mit anschließender Exkursion mit Detektoren und guter Beobachtungsmöglichkeit, möglichst an größeren Stillgewässern (3 – 10 im Jahr)
Publikum Fledermausabend
Vortrag
·
Fledermausabende für Kindergruppen (Kindergarten, Schule, Ferienspiele) mit interaktivem Unterrichtsteil, auch hier mit anschließender Exkursion wie oben (2-5 im Jahr).
Fledermausabend Schulklasse
·
Verschiedene Ferienspielaktivitäten, zum Beispiel Bau von Fledermauskästen.
Ferienspiele Fledermauskastenbau
· Jährliche Teilnahme am „Johannimarkt“ im Schlosspark Herbstein-Stockhausen mit einem großen Informationsstand. Anlass hierfür ist die große Mausohrwochenstube auf dem Schlossdachboden. Anfangs haben wir hierzu auch Vorträge und Ausflugbeobachtungen angeboten, diese mangels Nachfrage in jüngerer Zeit aber eingestellt.
Johannimarkt Infostand
Junges Publikum am Stand
· Gelegentliche Pressemitteilungen zu verschiedenen „Fledermausthemen“, z.B. Verleihungen der Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus“, Wochenstubenzeit mit Jungtierfunden, Einrichtung von Winterquartieren, Winterquartierkontrollen mit dem Aufruf zur Meldung von potenziellen Quartieren wie alten Gewölbekellern etc.
· Ständige Veranstaltungsangebote des AZN (Ausbildungszentrum für Natur und Umweltbildung) in Kirtorf zum Thema Fledermäuse. Diese richten sich besonders an Kinder und Jugendliche.
Nach dem bekannten Motto „Nur was Du kennst, kannst Du auch schützen“, ist die Erkundung, Erfassung und Dokumentation von Fledermausquartieren jeglicher Art ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit. Durch die Meldung von Fundtieren, direkte Quartierhinweise aus der Bevölkerung, eigene Nachsuchen mittels Detektorbegehungen, besonders zu den Ausflug- und Einflugzeiten der Fledermäuse in der Abend- und Morgendämmerung, gezielte Untersuchung potenzieller Winter- und Wochenstubenquartiere an den unterschiedlichsten Orten und Gebäuden, Kastenkontrollen etc. konnten wir seit Beginn unserer Arbeit zahlreiche Quartiernachweise dokumentieren. Diese Dokumentationen hinterlegen wir im offiziellen Hessischen Naturschutzdatenbanksystem „Natis“, seit zwei Jahren im Nachfolgesystem „MultiBaseCS“. Hierdurch leisten wir auch wichtige Zuarbeit für die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Hessen (AGFH), die im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) für diese Datenlieferung eine Aufwandsentschädigung, sowie die notwendigen artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigungen erhält. Darüber hinaus bekommen wir von der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde bei Bedarf weitergehende Ausnahmegenehmigungen zum Beispiel für Netzfänge von Fledermäusen. Unsere Datenbank umfasst derzeit etwa 2230 Einträge.
· Wochenstubenquartiere Dieser Quartiertyp ist essenziell für die Reproduktion und damit den Erhalt jeder Fledermauspopulation. Etwa 100 dieser Quartiere konnten wir bisher erfassen. Hinzu kommen noch etwa 50 Verdachtsfälle, die alle noch der Klärung ihres tatsächlichen Status bedürfen. Die prominenteste darunter ist unsere größte Mausohrwochenstube im Schloss Stockhausen mit etwa 650 Weibchen. Diese wird von uns intensiv betreut und per Lichtschranken überwacht. Vom Mausohr kennen wir ansonsten nur zwei weitere kleine Wochenstubenquartiere im ganzen
Vogelsbergkreis.
Mausohrwochenstube
Die allermeisten Wochenstuben finden sich von der Zwergfledermaus, von allen anderen Arten kennen wir nur ganz wenige Wochenstuben. Diese Arten sind: Braunes Langohr, Graues Langohr, Breitflügel-, Bart-, Wasser-, Fransen-, Bechsteinfledermaus und Kleinabendsegler. Für Brandt- und Mückenfledermaus gibt es nur vage Hinweise auf mögliche Reproduktion im Kreisgebiet. Bisher ungeklärt ist auch der Reproduktionsstatus der Mopsfledermaus für den Vogelsberg. Wo immer möglich, werden die Quartierbesitzer auf die besondere Schutzbedürftigkeit der Quartiere hingewiesen.
· Fledermausfreundliches Haus Diese Auszeichnung haben bisher 68 Häuser im Vogelsbergkreis erhalten. Die Spanne reicht von der Schule, dem Schloss, einem Jugendwaldheim, über Wohnhäuser bis hin zu Scheunen oder Garagen. Verbunden mit der Anerkennung der Bereitschaft, sein Gebäude mit tierischen Mitbewohnern zu teilen, ist natürlich auch ein erhöhter Schutz der Quartiere. Darüber hinaus bietet so eine Auszeichnung auch immer mal wieder Anlass für eine Pressemeldung.
Auszeichnung fledermausfreundliches Haus
Abgesehen von den bisher beschriebenen Möglichkeiten des Nachweises von Fledermäusen und ihrer Quartiere, bedienen wir uns weiterer Kartiermethoden.
· Akustische Erfassung Bald schon nach Beginn unserer Arbeit haben wir mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Hessischer Naturschutz mehrere Detektoren und auch vier Horchboxen für automatische Lautaufzeichnungen angeschafft. Die Detektoren (Firma Pettersson D 240x und D 200) sind häufig im Einsatz.
unsre Akustiktechnik
Die Horchboxen sind mittlerweile veraltet und wurden durch zwei Batlogger ersetzt. Mit der akustischen Erfassung lassen sich zwar meist die verschiedenen Arten erkennen und unterscheiden, aber sie lässt keine Aussagen zu bezüglich Geschlecht, Alter oder auch eventuelle Quartiernähe der erfassten Fledermäuse. Die Auswertung automatisch erfasster Fledermausrufe erfordert zudem sehr viel Zeit am Computer. Aus diesen Gründen ist bei uns die Intensität dieser durchaus wichtigen Erfassungsmethode bis heute gering.
Netzfänge In enger Zusammenarbeit mit dem Forstamt Romrod wurden seit dem Jahre 2011 Netzfänge im Staatswald des Forstamtes durchgeführt. Zielart war hierbei die Bechsteinfledermaus, für die das Forstamt eine Patenschaft übernommen hatte. Mit dieser Methode lassen sich auch Wochenstubengebiete finden, wenn gravide oder säugende Weibchen, oder gerade flügge Jungtiere gefangen werden.
Bechsteinfledermaus im Netz
Viele spannende Nächte im Wald erbrachten zahlreiche Fledermausfänge und den Nachweis mehrerer Wochenstubengebiete der Zielart Bechsteinfledermaus. Auch für Fransen-, Bart-, Brand- und Wasserfledermaus, sowie Braunes Langohr und Kleinabendsegler wurden Wochenstubengebiete gefunden.
· Um die eigentlichen Quartierbäume zu finden und über Ausflugzählungen die Größe von Wochenstubenkolonien feststellen zu können, bedarf es aber noch weitergehender Methoden, wie der Telemetrie. Diese sehr aufwändige Methode können wir selbst leider nicht anwenden. Glücklicherweise wurden im Rahmen einer von HessenForst und Oberer Naturschutzbehörde finanzierten Studie durch das Institut für Tierökologie und Naturbildung aus Laubach, die schon selbst bestätigten Wochenstubengebiete der Bechsteinfledermaus mittels Telemetrie verifiziert und Quartierbäume sowie Koloniegröße für immerhin 10 der 17 im
Kolonie Braunes Langohr im Kasten Forstamt bekannten Bechsteinvorkommen festgestellt.
· Kastenkontrollen Im Rahmen der Patenschaft Bechsteinfledermaus aufgehängte Fledermauskästen und weitere zahlreiche an Hochsitzen angebrachte Flachkästen werden möglichst regelmäßig kontrolliert. Dabei werden auch Wochenstubenkolonien von Braunem Langohr und Zwergfledermaus gefunden. Weitere Funde sind Bart-, Breitflügel- und Fransenfledermaus sowie Kleinabendsegler.
Flachkasten Holz am Hochsitz
Vieles Weitere ließe sich noch umsetzen für die Erkundung und vor allem den Schutz unserer Fledermausfauna im Vogelsberg, wenn wir mehr Mitarbeiter wären. Deshalb freuen wir uns über jeden neuen Interessenten! Je nach persönlichem Interesse gibt es vielfältige Möglichkeiten für eine Unterstützung. Aktuell planen wir gerade die Errichtung eines Flugtrainingsraumes für Pflegetiere vor der Auswilderung. Für die Finanzierung sind natürlich auch Spenden sehr willkommen.
Und für den Ausbau der vielen neuen Winterquartiere im kommenden Jahr sind besonders kräftige Männer sehr gefragt!