Wiesenbrüterprojekt

BGM Stang Projektvater Kress und Projektkoordinator Schönfeld
BGM Stang Projektvater Kress und Projektkoordinator Schönfeld

Infotafel aufgestellt

 

Im Bereich des Vulkan-Radweges im der Nähe des Waaggraben zwischen Grebenhain und Crainfeld, wurde jetzt eine neue Infotafel zum Thema Wiesenbrüterprojekt Grebenhain aufgestellt. Bürgermeister Sebastian Stang und Bernd Klein von der Gemeinde Grebenhain, Corinna Vahrenkamp, vom Regierungspräsidium Gießen, Timo Karl und Jürgen Claus vom Amt für Bodenmanagement (AfB) Fulda, Außenstelle Lauterbach, Joachim Schönfeld als Leiter des Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg von Amt für den ländlichen Raum und Daseinsvorsorge, Walter Schwarzhaupt, als Vertreter der Teilnehmergemeinschaft Crainfeld, Karl-Heinz Zobich vom NABU-Kreisverband Vogelsberg und der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe, Susanne Jost von der Unteren Naturschutzbehörde und Walter Kress als Initiator des Projektes, begutachteten die neue Infotafel im Rahmen eines Ortstermins.
Die Tafel geht auf anschauliche Weise auf die besondere Schutzwürdigkeit der Lüderaue bei Crainfeld und des Waaggrabens als Wiesenbrüterbereich ein.

Das dargestellte Projektgebiet stellt ein klassisches Grünlandgebiet der Mittelgebirgsregion Vogelsberg dar. Es ist größtenteils Bestandteil des FFH-Gebietes „Vogelsbergteiche und Lüderaue bei Grebenhain“ und dem Vogelschutzgebiet und ist geprägt durch einen vielfältigen Wechsel von artenreichem Grünland mit Feucht- und Nasswiesen. Beide Bereiche gehören zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 und zu den geplanten Förderräumen des Naturschutzgroßprojektes Vogelsberg.

Das Projekt dient zur Erhaltung der biologischen Artenvielfalt. Durch die extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung werden bessere Lebensbedingungen für seltene, besonders geschützte Vogelarten ermöglicht. Die Erhaltungsziele des FFH- und Vogelschutzgebietes sowie der europäischen Wasserrahmenrichtlinie finden dabei Berücksichtigung. „Das Gebiet beherbergt einen der bedeutenden nationalen Bestände an Wiesen- und Halboffenlandbrütern. Hierzu zählen vor allen der Wiesenpieper und das Braunkelchen. Für Rotmilan und Schwarzstorch ist es ein wertvolles Nahrungshabitat“, betonte Projektleiter Schönfeld.

Nach Erhebungen NABU Vogelsbergkreis aus dem Jahre 1995 und 2004, die durch Erhebungen des Naturschutzgroßprojekt bestätigt wurden, ist in dem Projektgebiet eine reichhaltige Vogelwelt vorhanden. So wurden als Brutvögel Bekassine, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Feldlerche, Neuntöter, Raubwürger, Schafstelze, Sumpfrohrsänger und Wiesenpieper festgestellt. Bei der Einordnung der Vorkommen in den regionalen und landesweiten Kontext ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich um ein herausragendes Vorkommen handelt.

Das Wiesenbrütergebiet hat eine Größe von cirka 45 ha. Durch die Anlage von Saumstreifen mit bestehenden Holzweidezäunen, extensive Bewirtschaftung durch Mahd oder Beweidung findet eine ökologische Aufwertung des Gebietes insbesondere der Gewässer und angrenzenden Auen statt.

In der Vergangenheit haben in der Gemarkung Grebenhain und Crainfeld der NABU-Kreisverband Vogelsberg, sowie die NABU-Stiftung Hessen mehrere Flächen erworben. Sie wurden durch die untere Naturschutzbehörde des Kreises und der Gemeinde Grebenhain unterstützt, die dafür erhebliche Mittel aus der Naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe bereitstellte.

Die Flächenzuweisung erfolgte im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens Crainfeld durch das AfB. Im Rahmen der Besitzeinweisung wurde die 45 ha auf besonders wertvolle Bereich gelenkt, die für Wiesenbrüter und seltenen Pflanzen einen wichtigen Lebensraum darstellen.

Die Wiesenbrüterflächen wurden von der Gemeinde, den NABU und der NABU Stiftung durch einheitliche Pachtverträge mit abgestimmten Bewirtschaftungsmaßnahmen an die örtlichen Landbewirtschafter übertragen. Die naturschutzorientierte Bewirtschaftung der Flächen wird durch Agrarumweltprogramme des Landes Hessens unterstützt.

Durch Renaturierungsmaßnahmen im Jahr 2011 wurde durch Reaktivierung von Altarmschlingen und Anlage von Sohlgleiten die Durchgängigkeit und Naturnähe der beiden Gewässer Lüder und Waaggraben gefördert. Diese Maßnahmen haben auch positive Effekte auf die dort vorkommenden Fischarten, insbesondere für Bachforellen, Groppe und Bachneunauge.

Diese verschiedenen Lebensräume zu erhalten bedarf es der Fortführung einer naturnahen Nutzung. Hier sind die Bemühungen von Projektbeteiligten, der Landbewirtschafter und auch des örtlichen Naturschutzvereins hervorzuheben.

 

 

Bürgermeister Sebastian Stang hob in seiner Ansprache die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Landbewirtschaftern, Naturschutzbehörden, den örtlichen Gemeinden, dem Amt für ländlichen Raum des Vogelsbergkreises und dem AfB hervor. „Ohne die Flurbereinigung sei das Projekt nicht möglich gewesen“, so Stang.

Dies unterstrich auch Karl-Heinz Zobich für den NABU und wünschte sich eine weitere so vorbildliche Zusammenarbeit von Beteiligten bei zukünftigen Projekten dieser Art. Corinna Vahrenkamp, als Vertreterin des Regierungspräsidiums Gießen bezeichnete das Wiesenbrüterprojekt als ein Erfolgsprojekt. Sie bat darum, eine Dokumentation darüber zu erstellen um Werbung dafür zu machen, damit der Geldhahn für weitere Projekte nicht zugedreht werde.

Die Infotafel wurde von Cornelia Kaufmann vom Amt für den ländlichen Raum und Daseinsvorsorge entworfen und von Markus Trabandt, vom Kreativ und Werbeagenturbüro FREISIGN graphisch bearbeitet. Die Gemeinde Grebenhain sorgte für den Transport und die Errichtung der Infotafel.

Dank und Anerkennung aller Redner galt Walter Kress (Fleschenbach) der als Initiator und Vater des Naturschutzgroßprojekts sowie des Projektes „Wiesenbrüter“ gilt und schon sehr frühzeitig das hohe Potential des Vogelsberges für die Natur erkannt habe

Die Erhaltung und Wiederherstellung eines Lebensraumes für die auf extensive Bewirtschaftung angewiesenen Vogelarten ist das Ziel des Projektes.

Der Flurbereinigungsbehörde wurden beim Ankauf von Flächen für Uferrandstreifen von den Eigentümern mehr Flächen als benötigt angeboten.

Zum Ankauf durch den NABU - Vogelsberg standen im Kreisgebiet anfallende Ausgleichsabgaben als Geldquelle bei der UNB zur Verfügung. Auf dem Konto der Gemeinde Grebenhain wartete ein ansehnlicher Betrag auf die eingriffsnahe Umsetzung in entsprechende Ersatzmaßnahmen im Gemeindegebiet.

Die Planungsgruppe Natur und Landschaft aus Hungen schlug der Gemeinde als Ersatzmaßnahme das „Wiesenbrüterprojekt“ vor. Der Gemeindevorstand stimmte dem Vorschlag zu und stellte einen Antrag bei der UNB des VB-Kreises. Der NABU schließt sich an und stellt ebenfalls einen Antrag. Mit drei Bewilligungsbescheiden stellt der VB-Kreis Ausgleichsmittel zur Verfügung.

Wichtige Mitglieder der Projektgruppe neben den Projektträgern dem NABU-VB und der Gemeinde Grebenhain sind die Untere Naturschutzbehörde und das Amt für den ländlichen Raum, Abteilung Landschaftspflege, des Vogelsbergkreises sowie das Amt für Bodenmanagement Fulda – Flurbereinigungsbehörde Lauterbach und die Planungsgruppe Natur und Umwelt aus Hungen. Die Mitarbeiter der Gruppe mussten die Kerngebiete ermitteln, das Landnutzungskonzept erarbeiten, Pachtverträge entwerfen und mit den Bewirtschaftern abschließen. Wichtiger Teil des Gesamtkonzeptes war die Entschädigung der Landwirte für die eingeschränkte Bewirtschaftung über HELP bzw. HIAP - Vereinbarungen.

Durch die beispielhafte Zusammenarbeit der Mitglieder der Projektgruppe, die guten Kontakte und  Ortskenntnisse sowie dem hohen persönlichen Einsatz von Jürgen Claus, Flurbereinigungsbehörde, und Rainer Orth, Amt für den ländlichen Raum, wurde die angestrebte Bewirtschaftung der Flächen bereits ab 2005 ermöglicht.

Nach Zuteilung der Grundstücke im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens in das Kerngebiet müssen noch investive Maßnahmen durchgeführt werden. Weiterhin sollen Wanderer, Radfahrer und Besucher sowie die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden mit Hilfe von Info-Tafeln, Natur- und Umweltbildung und geführten Exkursionen über die Ziele und den Zweck des Projektes informiert werden.

Der besondere Dank gilt den Pächtern und Bewirtschaftern Karl-Heinz Flach, Armin Bönsel, Sven Muth, Erwin Schmalbach, Christoph Hardt, Bernd Sill,  Heinfried Rehberger und Dieter Hornung.